Mallorca

Der Garten des Tramuntana Gebirges und die Bucht von Cala Tuent

Die Suche nach einem Ferienhaus  in Europa für zwei Personen war schwieriger als gedacht und so wollte es der Zufall, dass ich  „Ca N´Aina“ fand. Daraufhin buchten wir auf Mallorca, die Insel mit dem Ruf nach schönen Wanderwegen, prächtigen Luxus und natürlich dem Hotspot für alle Mädelsausflüge und Jungesellenabschiede. Jede/r, mit der/m wir über Mallorca im Allgemeinen geredet haben, kennt sich aus und alle Menschen hatten eine Meinung mit unendlich viele Empfehlungen. Es ist wie es ist, dachte ich und hatte mir während unserer Urlaubsvorbereitungen vorgenommen, keinen Ratschlag mehr einzuholen. Nun mache ich es kurz, denn wir haben ein Idyll abseits des Tourismusschwarms gefunden. So weit weg vom üblichen Malle-Tourismus und so unwegig, dass sich hierher nie ein Kurzurlauber verlieren würde. Wer in Liebe verreisen will, Erholung und Ruhe für das Nonplusultra im Urlaub hält, dem sag ich: „Auf nach Cala Tuent!“.

Willkommen in Cala Tuent

 

 

 

 

 

 

Aufgeregt und angekommen

An einem Montag, Ende Mai 2018, landeten wir am Flughafen von Palma di Mallorca. Unser Leihwagen wartete direkt dort und wir machten uns auf, um Wein im Weingut „Tianna Negre“ im Ort „Binissalem“ zu besorgen. Glücklicherweise lag das Weingut in Richtung Reiseziel. Weiter zum nächsten Einkaufscenter und schon war das Auto vollgestopft mit flüssigen und festen Nahrungsmitteln. Sieben Nächte werden wir in unserem Ferienhaus wohnen und waren in Sachen Nahrung und Getränke auf uns allein gestellt, denn der nächste Supermarkt war über eine halbe Stunde Fahrzeit entfernt. Ein einsames Leben ohne ausreichend Wein und Salsiccia: Unvorstellbar!

Der Flieger landete früh und wir machten einen Abstecher nach „Inca“. Inca ist für das Lederhandwerk bekannt und ein hübscher kleiner Ort mit schönem Dorfplatz. Als wir gegen Mittag ankamen, ging es entspannt zu.  Nach einem Kaffee fuhren wir auf der Landstrasse weiter nach „Lluc“ (ausgesprochen „Jük“). Langsam wurden aus geraden Strassen Serpentinen und wir sahen erste Radsportler, die sich auf dem Weg nach oben auf den Berg quälten. Lluc ist ein Wallfahrtsort, ein musisches Internat und Dreh- und Angelpunkt im nördlichen Tramuntana Gebirge. Der schöne Trockensteinmauerweg „GR 221“ führt direkt an Lluc vorbei und wird deswegen auch in manchen Abschnitten als Pilgerweg bezeichnet. Wir fuhren weiter zum Paß „Coll dels Reis“, der den Wendepunkt zwischen Auf-und Abstieg im nördlichen Gebirge einläutet. Ein Eldorado für alle Rennradfans und auch Trainingsstrecke manch Tour de France Fahrer. Die Fahrt mit dem Auto ist ein kleiner Irrsinn, denn wer nicht reisetauglich ist, sollte sich wegen der Höhen und der dichten Kurven eine Reisetablette einwerfen.

Ein besonderer Moment war, als wir sahen wie Reisebusse aus „Sa Calobra“ in den engen Strassen der Serpentinen auf entgegen kommende Autos trafen. Man glaubt es kaum, aber diese Busfahrer sind wahre Helden und sehr geschickt mit dem Umgang ihrer ultra-massiven Vehikel. Ein Italiener namens Antonio Paretti entwarf diese kurvenreiche Strasse im Jahr 1932. Ein riesen Spektakel und unbedingt sehenswert. Besonders zu erwähnen ist der „Krawattenknoten“.  Hier führt die Strasse unter sich selbst durch. Verrückt!

Einige Kilometer später sind wir links abgebogen und landeten im Nirgendwo. Denn nach einer Stunde Serpentienenfahrt mitten im Tramuntana Gebirge, was seit 2011 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, waren wir auf dem Weg zur Bucht „Tuent“ und plötzlich wurde alles ganz ruhig um uns.

Ein neues Zuhause – zumindest für 7 Nächte

Unsere Vermieter, Aina und Francesco, haben das Haus selbst gebaut und darin gelebt bis ihr zweites Kind auf die Welt kam. Aina erzählte uns die abenteuerliche Geschichte, dass sie eines ihrer Kinder auf der Strasse von Sóller nach Palma geboren hatte, da es zu dieser Zeit noch keine Tunnelverbindung gab. Sie selbst kommt aus Fornalutx, einem Ort zwischen Cala Tuent und Sollér. Im Jahr 2017 haben sie angefangen ihr Haus zu vermieten. Ein Rückzugsort, so wie wir ihn uns vorstellten. Das Interieur war im 80er Jahre Stil. Die Küche war ausreichend ausgestattet und das Wlan war tiptop. Wir machten die erste Flasche „Prensal Blanc“ auf, tauchten die Beine in den Pool und schauten auf den maskulinen Gipfel names „Puig Major“.

Das Wetter zwischen den Bergen und der Bucht war für uns Städter keinen Regeln unterworfen und deswegen sehr faszinierend. Ein Naturschauspiel ist es, wenn sich die Wolken am Puig Major verhängen und unten in der Bucht der blaue Himmel bleibt. Überhaupt wirkt die Natur hier wie unberührt. An den Straßen wachsen Rosmarin, neben Zitronen, Chili, schönen Nadelbäumen und allerlei blühenden Sträuchern. Dazwischen findet ihr Palmen und Olivenbäume. Wildziegen sahen wir auch, als wir achtsamer wurden.

Bewegung muss her

Es gibt nicht viele Wanderwege in der unmittelbaren Umgebung von Cala Tuent. Einer jedoch ist der  Teilbereich des „Trockenmauerwegs“ von Sóller nach Sa Calobra. Dieser dauert circa 5 Stunden. Trockenmauern sind Mauern bei denen das Verlegen von Steinen, auf dem Boden und als seitliche Stütze, ohne Mörtel oder Zement geschieht. Wer ausgiebig wandern möchte, sollte sich ins Auto setzen und in Richtung Sollér fahren. Dort gibt es wunderschöne Routen rund um den Puig Major.

Einfach mal die Seele hin und her wedeln

Die Bucht von Tuent wird kaum besucht, denn es gibt keinen Hafen, keinen Souvenirladen, sondern nur einen kleinen Anlegesteg für die Fähre, die einmal pro Woche vorbei schaut. Der Sonnenuntergang an diesem Steg ist legendär und dazu gehört eine Flasche guter Wein und Freunde, mit denen man dieses Schauspiel genießen kann: Vorne Meer, hinten Mittelgebirge. Das hat etwas außergewöhnlich paradiesisches. Übrig bleibt lediglich das „Es Vergeret“ , als einziges Lokal. Hier ist die Aussicht spitze, der Service sehr nett und die Speisen sind in Ordnung. Das Restaurant hat jedoch nur mittags bis 16.30 Uhr Küche, dafür aber die ganze Woche bis 18.00 Uhr geöffnet.

Da es keine Busverbindung nach Cala Tuent gibt, kommt ihr mit den kommerziellen Verkehrsmitteln nur in die Nachbarbucht „Sa Calobra“. Ein kleiner Hafen, den die Fähre von Port de Sóller ansteuert und der hauptsächlich von Touristen genutzt wird. Wenn ihr euch an der Promenade rechts haltet (Norden), kommt ihr zu den berühmten „Torrent de Pareis“. Ein wahrlich imposantes Naturschauspiel.

Ein Ausflug bei Regen

Am Sonntag regnete es und wir fuhren unsere geliebte Serpentinenstrasse nordwärts nach „Pollença“. Vielleicht hatten wir einfach nur den falschen Zeitpunkt erwischt, aber uns kam dieses Städtchen sehr überlaufen vor. Wir rechneten nicht mit so vielen Menschen, die sich mitunter durch die kleinen Gassen pressten. An einem anderen Tag hätte es sich vielleicht nicht so voll angefühlt. Naiv waren wir und gestanden uns ein, dass wir auf dieser berühmten Ferieninsel damit rechnen durften, nicht die Einzigen zu sein. Also fuhren wir zurück, schauten uns das Kloster von Lluc an und freuten uns auf die kleine, ruhige Bucht unserer Homebase.

Von Einsiedlerkrebsen zum Großstadtgeflüster

Eine Woche hatten wir in Cala Tuent verbracht und fuhren nun gen Süden, auf der Strasse nach Palma. Wir passierten den Stausee „Gorg Blau“ und sahen auf dem Rücken des Tramontana Gebirges viele Wanderer, die den Tag in den Bergen verbringen wollten.

Die nächst größere Stadt auf unserem Weg bergab war „Sóller“. Ein altehrwürdiges Städtchen im Vall d´Or, dem Goldenen Tal. Hier wachsen 120.000 Zitrusbäume und die Olivenbäume gelten als Statussymbol in den einheimischen Gärten. Manche von ihnen sind über 100 Jahre alt. Ich habe mir ein Paar „Porqueras“ gekauft. Das sind traditionelle Schuhe, die auf Mallorca aus alten Gummireifen hergestellt sind. Sie sind sehr bequem und robust. Mit unserer Beute im Gepäck gingen wir zum zweiten Frühstück ins „Café Scholl“ und aßen im crazy-viktorianischen Ambiente. Das Café ist zu Recht das Coolste, was Sóller zu bieten hat.

Obwohl wir nicht die großen Kirchgänger sind, waren wir von der „Inglesias Sant Bartolomäu“ sehr begeistert. Die „Strassenbahn“, die von Sóller nach Port de Sóller fährt ( 7,00€ pro Fahrt) war schön, aber nicht nötig. Sie zu fotografieren reicht auch, da „Port de Sóller“ nur für die anlegenden Seefahrer eine Sehenswürdigkeit ist. Wir fühlten uns idiotisch, denn alles war überteuert und drittklassig. Wohingegen der „Placa Espagna“ in Sóller als Hot Spot im Dorfkern sehr achtbar ist. Wir saßen uns hin und tranken einen Kaffee, beobachteten die Menschen und freuten uns unseres Lebens.

Palma – Die selbstbewusste Stadt mit großem Tourismus Know How 

Da war sie endlich, diese berühmte Stadt mit den 400 000 Einwohnern, von der jeder Deutsche sein eigenes Bild hat. Nun durfte ich ran und mir meines machen, da ich das erste Mal in Palma war.

Wir kamen mit dem Auto aus Richtung  Sóller an. Untergebracht waren wir etwas südlich vom Stadtzentrum im „Catalonia“, einer Hotelkette, die wir schon aus Barcelona kannten. Die Terrasse und die Aussicht auf den Hafen sind wirklich legendär.

Vom vierten Stock des Hotels hatten wir einen sagenhaften Blick auf das offene Meer, in die Bucht von Palma und den Anlegeplatz der gewaltig-großen Ferienschiffe. Diese Schiffe waren so riesig, dass sie die Hochhäuser von Palma überragten. Das alles erschien erst einmal sehr fragwürdig.

Vier Nächte mieteten wir uns ein und liehen zwei Fahrräder aus. Das war eine geniale Idee. Das Angebot an Leih-Fahrräder ist enorm und es gibt genügend Fahrradwege und auch Fahrradstraßen in Palma. Für eine so lebendige Großstadt geht es verhältnismäßig entspannt auf den Straßen zu.

Hinein ins kulinarische Getümmel

Das alles entscheidende Viertel zum Ausgehen in dieser Stadt ist „Santa Catalina“. Zwischen der C de Sant Magi und der C de Puriana fanden wir nur schöne Restaurants und Bars. Diese Restaurants sind überwiegend von mallorquinischer, englischer, französischer, italienischer und skandinavischer Küche inspiriert. Die Tapas-Küche, die ihr vom Festland kennt, wird hier kaum angeboten. Und wenn, dann ist sie etwas stillos und rotzig. Die Wirte von Palma sind kreativ. Und diese Stadt kennt so viele ausländische Besucher, dass sie sich immer neu erfindet. Und wir nahmen es ihr auch ab! Die jungen Menschen wollen mit der Welt verschmelzen und sind dabei einen eigenen Stil aufbauen. Hier haben die Einwohner perfekt gelernt mit dem Tourismus zu leben und sind selbstbewusst und sehr freundlich. Das Hipster-Potenzial ist gering und macht diese Stadt noch schöner, ehrlicher und konkurrenzfähiger zu Städten wie Barcelona, Lissabon, Paris, Berlin,…

Vorab ist zu sagen, dass wir überall zuvorkommend, freundlich und schnell bewirtet wurden – hier hat die Dienstleistung einen hohen Stellenwert. Wir stolperten zufällig ins „Nola“. Streng nach dem Motto „New Orleans trifft Palma“ wurden wir mit kreolischer Kochkunst in einem coolen Ambiente verwöhnt.

Wir trieben uns weiter in Santa Catalina rum und endeckten ein Frühstückscafé der besonderen Art. Das „El Perrito“ ist auf den Hund gekommen, denn das außergewöhnliche ist, dass an den Wänden die Porträtaufnahmen der Gäste-Hunde hängen.

Leider sahen wir die „Prominenz“ an Hunden nicht vor Ort. Wohingegen das Frühstück ausgesprochen abwechslungsreich und gut war.

Apropos Frühstück – folgender Tip ist für einen Zwischensnack geeignet: Zufällig entdeckten wir die Bäckerei vom Österreicher Thomas Grasberger. Seine libanesische Frau und er betreiben die „Thomas Bakeshop Boutique“. Über den Namen lässt sich streiten, demgegenüber steht jedoch die wunderbare Kunst des Bäckers und Konditors. Feinste Brote, saftige und buttrige Croissants und eine der besten Brezn, die ich je gegessen habe.

Besonders und exklusiv wurde es im Sterne-Restaurant von „Marc Fosh“. Wir waren gleich zwei Mal hier! Zum einen war das Essen sehr gut und zum anderen bietet das Restaurant jeden Tag und um die Mittagszeit ein Fünfgangmenü für 39,50€ an. Nun saßen wir im Zug der Dekadenz und reisten mit einer Mordsgeschwindigkeit in Richtung Nachmittagsrausch. Die Weinkarte bietet überwiegend spanische Weine an. Dazu gab es nebenan im  Hotel „Convent de la Missió“ eine wunderbare Bar, an der wir dann auch hängen geblieben sind…

Erwähnenswert ist, dass das Haus aus dem 17. Jahrhundert stammt. Wie konnte es auch anders sein, als das es damals der Speisesaal eines Klosters war. So eine Location muss man erstmal finden, um ein Restaurant und ein Hotel auf zu ziehen.

Am nächsten Tag standen wir ziemlich verkatert auf und machten uns auf an die frische Luft. Wir fuhren in Richtung Ballermann und Flughafen auf dem Radl-High-Way von Palma. Und es tat so gut!

Immer am Meer entlang fanden wir lauter kleine Buchten und große Strände. Die Strecke kann man endlos fahren. Für uns war aber nach 10 km Schluss und wir fuhren wieder zurück und nahmen einen kleinen Nachmittagsschlaf zu uns.

Am Abend machten wir uns auf die Suche nach gesundem Essen und kamen per Zufall am „Izakaya“ vorbei. Erstaunlicherweise waren wir die einzigen Touristen.

Die Atmosphäre war lässig und das Essen hervorragend. Das Restaurant wurde bis dato in keinem Reiseführer erwähnt und wir waren froh, endlich auf einen kleinen Geheimtipp zu stoßen. Dann aßen wie sehr delikat, tranken Sake und gingen beseelt ins Hotel zurück.

Wir checkten aus, hatten ausreichend Zeit, um uns im Stadtzentrum rum zu treiben und sprangen direkt in das Touristengewusel rund um die wunderschöne „Catedral“. Besonders beindruckte uns die Hauptniederlassung der Stiftung „Bartolomé March“. Diese originelle Kunstgallerie wurde auf dem Gemüse- und Obstgarten eines Dominikanerklosters erbaut. Im Rahmen der Säkularisierung wurde das Kloster 1835 abgerissen. Wir fanden moderne Skulpturen vor Gebäuden, die im nüchternen „Herreriano-Stil“ gebaut wurden. Anspruchsvolle Kontraste taten sich auf. Hier waren wir ganz unter uns und konnten genießen. Der Ausblick von der Terrasse und die Ruhe auf dem großen „Balkon“ waren umwerfend.

Weil es kommt wie es kommen musste, fuhren wir mit dem Taxi zum Flughafen und hauchten ein leises:“ ¡Hasta la vista! liebes Palma de Mallorca. Wir kommen wieder, um zu schauen, ob du dich wieder so cool gibst, wie du es uns zeigtest. Wehre dich auch weiterhin so wacker gegen die Ballermann Touristen. Wir waren sehr stolz mit dir-auf dich- und hatten einen außergewöhnlichen Urlaub“.

 

Völs am Schlern

„Schönes Land, böse Leut“. Seit Claus Gatterer dieses Buch im Jahr 1969 veröffentlichte, wurden viele, bereits bestehende Strukturen gelöst und neu zusammengesetzt. Im Hier und Jetzt ist das „Alto Adige“ eine selbstbewusste und fortschrittliche Region im Norden Italiens.

Mein allererstes Mal war ein Neujahrstag im Jahre 2009

Aufgrund der vor nächtlichen Feierei war ich, als wir mittags aus München los fuhren, etwas zerschlagen . Es ging in Richtung „Völs am Schlern“ und ich hatte keine Vorstellung, was auf mich zu kommt. In Wirklichkeit hatte ich nach dieser Silvesternacht auch keine Lust, mir um ein verschlafenes Dorf in den Dolomiten Gedanken zu machen. Ich dachte kurz daran, dass es sich nicht schlecht anhört, wenn „man mal zwei, drei Tage in Südtirol“ verbringt und vielleicht wollte ich mich auch von den anstrengenden Weihnachtstagen auskurieren.

Wir waren zu einer ungezwungenen Runde mit zwei Winzern eingeladen, die sich mit ihrem Weinhändler zum Skifahren verabredet hatten und etwas Öffentlichkeitsarbeit machen wollten. An dieser Stelle begann der Urlaub: Denn wo Winzer, da auch Wein.

Die Jordans aus Stellebosch, SüdafrikaGumphof und Jordan Winery

In „Bozen Nord“ fuhren wir raus und schleppten uns parallel zum „Eisack-Lauf“ an der SS12 und später auf der SP24 16 km die Serpentinen bergauf. Im Tunnel von Blumau müsst ihr euch links halten und Richtung „Schlerngebiet“ fahren, dass geht recht schnell und kommt unerwartet. Darüber hinaus dürft ihr mit Einheimischen rechnen, die die Strecke aus dem Effeff beherrschen und unbeabsichtigt von hinten Druck aufbauen: Geduldig bleiben, denn ihr seid im Urlaub und die anderen dürfen arbeiten und haben nicht vor, euch zu quälen. Solange ihr euch dicht am rechten Rand haltet wird auch nichts passieren und bis auf den Fahrer können alle die herrliche Landschaft genießen.

Schloss PröselsSchlernbödele

Die 700 Höhenmeter von Bozen nach „Völs am Schlern“ lohnen sich. Vorbei an Weinbergen von „Markus Prackwieser“ und „Otmar Mair“. Am wunderschönen „Schloss Prösels“, wo alljährlich die schmuckvollsten Hochzeiten und feuchtfröhlichsten Feste stattfinden: Vorzeigebeispiel ist das „Schlern International Music Festival“ im Juli, aber auch Partys wie 2015 mit den Münchener DJs, die „Zenker Brothers“. Wenn ihr später im Schlerngebiet Fuß gefasst habt, könnt ihr zu jeder Jahreszeit einen schönen Spaziergang zwischen Völs und dem Schloss gehen, wo die komischsten Tiere auf Euch warten und ihr an urigen Bauernhöfen vorbei kommt.

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Nun ist es nicht mehr weit und auf der „Bozener Straße“ trefft ihr Völs ein. Am Kreisverkehr angekommen fahrt ihr links in das historische Zentrum. Zur Hauptsaison im August oder Januar seht ihr schon geschäftiges Treiben auf den Dorfstraßen. Die Einheimischen und Touristen machen sich im Winter zur „Seiser Alm“ auf oder genießen die Sommerfrische mit Wanderungen auf die nah gelegenen Almen. Für den Fall, dass ihr nicht von Schulferien abhängig seid, empfehle ich euch für den Urlaub die Monate Februar bis Juni oder Oktober bis Anfang Dezember. An den langen Wochenenden ist so oder so viel los, da süddeutsche Touristen die Chance nutzen, um schnell von zu Hause weg zu kommen. Denn wer schnell ist, fährt von München bis Völs 3,5 Stunden. Apropos schnell: Wenn ihr an die Maut-Stelle am Brenner heran fahrt, haltet euch ganz links, zwischen Video Maut und ersten Häuschen und benutzt die Kreditkarten-Bezahl-Möglichkeit. Da ist kaum was los und ihr seid viel schneller, als am Häuschen.

Übernachten in Völs

In diesem so hinreißenden Dorf angekommen gibt es viele Wege, um an eine schöne Schlafstätte zu kommen. Fast jedes Haus bietet ein Bed and Breakfast oder Ferienwohnung an, aber nicht jeder ist ein guter Wirt.

Für einen längeren Urlaub lege ich euch die frisch renovierten Ferienwohnungen vom „Hotel Hubertus“ ans Herz: Daniela ist die Gastgeberin und verwöhnt euch, wo es nur geht. Die Lage ist fabelhaft und wenn das Wetter schlecht ist, freut man sich auf ein selbstgemachtes Essen und einer runde Kniffel, in ruhiger und doch zentraler Lage. Für einen kurzen Aufenthalt schlaft ihr im „Albergo Kreuzwirt“, direkt am Dorfplatz. Eine unkomplizierte und durch Patricia und Pepe sehr charmant geführte italienische Herberge alter Couleur. In jedem Fall, sollte man sich im Kreuzwirt einen Espresso und holen und auf der Terrasse vor dem Haus dem quirligen Treiben zu schauen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird euch „Leopold“ über den Weg laufen. Dieser kleine, glückliche Mann spaziert tagein, tagaus durchs Dorf. Falls ihr Lust auf einen Rasch habt, wird er euch erzählen, was ihr wissen möchtet und erfreut sich an der Aufmerksamkeit seiner Person.

Blick auf den RosengartenSchlern

Eine weitere eindrucksvolle Erfahrung macht ihr auf der Terrasse vom „Hotel Turm“, mit dem Blick auf das „Schlern-Massiv“. Hier beginnt man den Abend mit einem Glas guten Weißwein aus der Region und bestaunt die Kunst im Hotel. Insofern das Wetter mitspielt, gibt es im Winter sogar eine selbstgebaute Eisbar. Nach dem Aperitif geht es zu „Bimpi“ in die „Binderstube“. Seine Frau macht die besten Nudeln und er und seine Töchter servieren euch die feinsten Tropfen Wein und Schnaps. Das Lokal ist erst vor ein paar Jahren renoviert worden und spiegelt die Kunst, stilsicher und topaktuell mit Holz zu bauen, perfekt wider. Ihr bevorzugt die rustikale Variante, dann ist Paulo euer Pizza-Dealer Nummer 1. Sein kleines Lokal befindet sich gleich am Ortseingang von Völs, auf der Bozener Straße. Im Sommer rate ich euch im Biergarten unter der Laube Plätze zu reservieren und ein Rosenheimer Bier zu trinken. Ein schönes Café mit leckeren Kuchen und dem besten italienischem Frühstück, findet ihr am großen Kreisverkehr. Das ist die „Bar Flora“: dieser Familienbetrieb macht alle Kuchen selber, manierliche Eis Variationen und Kaffeespezialitäten von „Caroma“ gibt es zuhauf. Da wir gerade bei Kaffee sind. Völs versucht autark zu bleiben und hat neben „Antonius“ Bier auch eine eigene Kaffee Rösterei. Wie ihr seht: Die zwei Grundnahrungsmittel wären im Falle einer Notlage gesichert. Bravo!

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Die besten Schmankerl

Direkt am Dorfplatz findet ihr den Krämerladen vom wunderbaren Rainer Delago und seiner Mama. Ein originalgetreuer und überaus charmanter Platz. Hier findet man alles, was das Herz begehrt. Nicht vergessen: Bevor ihr eine Wanderung startet, solltet ihr hier euren Proviant besorgen. Obst und Gemüse bezieht ihr bei der „Landwirtschaftlichen Bezugsgenossenschaft“, gleich neben der Bar Flora. Und eine große Auswahl an Fleisch -und Wurstwaren hat die „Familie Pramstrahler“ am Dorfplatz. Wie ihr seht, könnte eine Unterkunft mit Selbstversorgung in dieser Gegend richtig viel Spaß machen, da die meisten Produkte aus der Region kommen und sehr hochwertig sind.

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Die Seele baumeln lassen

Mit gutem Essen und guten Geschichten kann man mich auf jeden Berg locken. So geschah es auch beim Aufstieg auf den „Tschafon„. Oben angekommen gab es die beste Käse-Sahne-Torte und das beste Brennessel-Omlette, welches ich mir je erträumt hatte. Der Aufstieg über die Nordseite ist kurz und etwas knackig, aber durchaus auch für ungeübte Urlauber machbar. Selbst mein von mir so geliebter, jedoch unsportlicher Onkel, hat die Tour zur Hütten mit Bravour in 1,15h gewandert. Respekt nochmal an dieser Stelle. Eine wahre Wonne ist, oben angekommen, die Aussicht auf den Rosengarten mit der berühmten Vajolet-Spitze. Indes ist der Abstieg das Beste an der Tour: Über den „Wunleger“, wir sagen „Wunderwiese“ dazu, wo ihr das beste Panoramabild machen könnt, bis hin zu schönen Weiden mit „Kuh-Kontakt“ und Waldwegen. An dieser Stelle werden die wahren „Profilbilder“ gemacht.

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Veranstaltungen rund ums Jahr

Oscar von Wolkenstein, Kuchlkastl im Oktober, Bergtafeln unterm Rosengarten, Almabtrieb, Törggelen, Schlittenfahrt von der Tuffalm, Eisstockschießen

 

P.S. Mir fällt es sehr schwer, konkret alles aufzulisten, was ich in Völs kenne. Nun bin ich schon seid fast zehn Jahren hier. Deswegen bitte ich euch, etwas Geduld zu haben, wie ich die besten Informationen für euch filtere und nieder schreibe. Danke!

Es geht bald weiter!

 

 

 

 

 

Schottland

Prinzipiell ist Schottland muffig. Warum? Die Schotten lieben Teppiche. Für uns Deutsche, die Parkett -und Laminatverleger der ersten Stunde sind, wirkt die kurzflorige Auslegware ziemlich altbacken. Das Thema „Neutrale Gerüche in öffentlichen Räumen herstellen“ kommt hier an einen Wendepunkt.

Was bisher geschah

Wir wollten in Europa bleiben und wählten das bereits oben genannte Land im Juni 2016. Eigentlich ist es ja ein Land im Land, denn die Schotten streben nach der Unabhängigkeit von Großbritannien. Streng nach dem Motto: „Die Queen ist schon OK, aber wir stehen nicht so sehr auf den Neokapitalismus der Britten“, kämpfen die schottischen Männer und Frauen in Röcken um ihr Eigenständigkeit und sind nah an ihrem Ziel: Ein eigenes Parlament in Edinburgh gibt es schon seit 1999 und es darf viele Interna unabhängig von London entscheiden.

Die Reise beginnt in Edinburgh

Wir bestellten unseren Flug in die schottische Hauptstadt Edinburgh und durften am Abflugtag drei Stunden auf unsere Maschine warten. Der Grund war ein Unwetter in Glasgow, weshalb alle Flüge vom Airport in Glasgow nach Edinburgh umgeleitet wurden. Als wir in Edinburgh ankamen, waren die Taxifahrer vor Ort fix und fertig von einer Doppelschicht, da sie viele lange Fahrten zwischen den beiden Flughäfen hatten. Nichtsdestotrotz war die Stimmung bei uns und den Taxifahrern top und wir freuten uns auf zwei schöne Tage in dieser Stadt.

Edinburgh ist eine einzige Mittelalter-atmo-sphäre. Was in Rom der Gladiator ist, ist hier der Ritter. Es gibt nicht nur vereinzelte alte Gebäude, die man ansteuern muss. Nein, hier gibt es ganze Stadtteile und Straßenzüge, die archaisch und prächtig das Bild der Stadt bestimmen. Das alles wirkt unglaublich düster und unglaublich berauschend.

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Gefühlt gibt es nur ein Stadtzentrum und das kann man auf der „Royal Mile“ ablaufen. Am besten ihr steigt am Hauptbahnhof, names „Waverley Station“ aus und geht über die „North Bridge“ auf die Royal Mile, um dort bergauf zum „Edinburgh Castle“ zu kommen. Hier tummeln sich Touristen aller Couleur und man merkt, dass man an der Sehenswürdigkeit No.1 angekommen ist. Auf der Royal Mile findet ihr genügend Cafés, um euch zu stärken und wer besondere Mitbringsel kaufen möchte, sollte gleich am Anfang in „Tron Kirk“ gehen. Eine Kirche, die zum Markt für einheimische Künstler, wie zum Beispiel „DIDEDODODA“ umfunktioniert wurde. Für uns war am Edinburgh Castle Schluss, da es eine riesige Schlange am Einlass gab. Wer sich für dieses Schloss interessiert, sollte unbedingt vorbestellen, dann kann man die Karten am Automaten ziehen und ist schneller dabei.

Wir hatten Hunger und gingen auf dem Rückweg vom Schloss gleich rechts die Stufen hinunter in Richtung „Grassmarket“. Der alte Viehmarkt und Hinrichtungsstätte von Edinburgh setzt sich aus mehreren Lokalen zusammen, mitunter „THE LAST DROP“. Macht eine Pause, bestellt euch ein Pint eurer Wahl und probiert es mal mit „Haggis, Neeps and Tatties“, der Klassiker aus Schafinnereien, Hafermehl und Zwiebeln, dazu gibt es Kartoffeln und Steckrüben. Das liest sich unschön, ist aber genauso lecker wie eine gut gewürzte Blutwurst und sehr, sehr geschmackvoll. Es gibt auch „Haggis-Anfänger-Speisen“, davon aber später mehr.

The last drop

Danach solltet ihr den „Arthur´s Seat“ im Holyrood Park ansteuern. Dieser Felsgipfel ist 251m ü.M. und bietet euch einen luftig frischen Ausblick über Edinburgh und zum Meer. Auf dem Weg dahin dürft ihr nicht vergessen bei der „Greyfriars Bobby Statue“ vorbei zu schauen, denn die Geschichte dahinter ist herzbewegend. Auf dem Rückweg vom Arthur´s Seat gibt es ein schönes Café gegenüber vom „Scottish Parliament“ auf der Seite der „Queens Gallery“. Vielleicht sollte ich in diesem Zusammenhang erwähnen, dass es in Schottland so gut wie keinen Tischservice in den alltäglichen gastronomischen Einrichtungen gibt und ihr immer selbst an der Bar bestellen dürft. Die benutzen Teller braucht ihr nicht zurück geben, aber wenn ihr ein neues Bier kauft, dann nehmt das alte Glas mit. Anmerken möchte ich, dass ich in der ganzen Zeit keine einzige schlecht gelaunte Servicekraft gesehen habe. Die Schotten haben ein unglaublich gutes Verhältnis zur Dienstleistung, sind sehr charmant und aufgeschlossen. Also keine Angst beim Bestellen, auch wenn ihr wegen des Dialekts nur die Hälfte versteht: Am Ende des Tages bekommt jeder ein Bier und lernt neue Menschen kennen.

Falls ihr noch Kraft habt und das Wetter gut ist, schaut euch mal „Calton Hill“ an, welcher auch im UNESCO Weltkulturerbe aufgelistet ist. Dort gibt es viele schöne Sehenswürdigkeiten. Ein sehr romantischer Ort und auf den Grünflächen drumherum kann man wunderbar pausieren. In der Abendsonne haben wir am „St Andrew Square“ in der „Tiles Bar“ entspannt. Dort könnt ihr draußen sitzen und ein Pint trinken, oder wie die Einheimischen ein Flasche Wein bestellen. Die Schotten lieben Wein und bestellen nur flaschenweise – das macht beim „Self-Service“ auch Sinn. Rauchen darf man in Schottland übrigens nur im Freien, also nicht wie bei uns unter Vordächern oder an überdachten Gebäuden.

Einkaufen in Edinburgh und mit der Bahn nach Dundee

Der neue Tag begann und wir hatten viel vor: Shoppen, aber nicht zu viel, da der Koffer bereits voll war und das obwohl wir uns vorgenommen hatten etwas Platz für all die schönen neuen Sachen zu lassen. Und natürlich mussten wir das Ticket nach Dundee bei „Scot Trail“ oder „Virgin Trains“, den regionalen Bahngesellschaften noch besorgen. Gefrühstückt haben wir danach bei Sonnenschein auf der schönen Terrasse von „The Dome“.

Die Tickets gab es an der Waverly Station und konnten ganz bequem am Automaten gezogen werden. Informationen rund um die Reise per Bahn sind sehr leicht und verständlich gehalten, die Kosten sind ähnlich zu unseren regionalen Bahnfahrten in Deutschland. Die Züge in die größeren Städte fahren mehrmals am Tag und sind pünktlich und zuverlässig. Ebenso die städtischen Anbieter. Haltet aber in den Stadtbussen immer genügend Kleingeld bereit, da ihr auf den Stirling genau bezahlen solltet. Bus und Tram in Edinburgh sind zwei verschiedene Gesellschaften und müssen separat bezahlt werden (ca. 1,20 Pfund pro Fahrt). Es gibt immer wieder Ticketkontrollen, also brav bleiben.

Kurzum und was die Erfahrung zeigt: Shoppen könnt ihr in Glasgow bis der Arzt kommt, spart euch die Kohle in Edinburgh.

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Wir mussten um 16 Uhr in Dundee sein, um den Leihwagen abzuholen. Die Idee dahinter war, dass wir uns langsam von einer Kleinstadt aus an das Linksfahren gewöhnen und nicht gleich in der Großstadt und wahrscheinlich noch vom Flughafen aus ins kalte Wasser geschmissen werden.

Unerwartet wurde die Fahrt nach Dundee etwas ganz Besonderes. Auf der „Forth Rail Bridge“  habt ihr einen eindrucksvollen Blick auf das Meer und fahrt gemütlich an kleinen Vororten vorbei und bekommt hier schon ein Gefühl dafür, wie es in den „Highlands“ ausschauen könnte. Oh ja, da beginnt schon langsam das „Ende der Welt“.  Auf der „Green Circular“ Flaniermeile in Dundee hat man vom „Discovery Quay Restaurant“ ein hinreißenden Blick auf die „Tay-Bucht“. Wir raten Euch, kurz inne zu halten und einen Kaffee zu trinken, denn der „Tay-River“ wird uns noch öfter begegnen.

Wir holten das Auto. Wie schon so oft ein Upgrade und Superflitzer wenn man als Mitglied über den ADAC den Leihwagen bucht. Hierbei lohnt es sich ein paar Mark mehr zu bezahlen. Vorab können wir sagen, dass man in den Highland kaum Sprit verbraucht und ein Navi ist Muss, auch wenn es im Hinterland nicht funktioniert. Somit greift man aber auf das gute alte „nach dem Weg fragen“ zurück.

Die Highlands mit Aberfeldy und der Weg ins Nichts nach Bridge of Balgie

Das mit dem Linksfahren ging gut. Gebetsmühlenartig haben wir uns an das „erst rechts schauen, dann links schauen“ angenähert. Im Kreisverkehr gibt es weder rechts vor links, noch links vor links. Einfach durchfahren, die Einfahrenden müssen halten und sich dem Verkehr anpassen. Die Straßen sind mittelmäßig gepflegt und das eine oder andere Schlagloch wartet auf euch. Dafür gibt es auch keine Baustellen und somit auch keinen Stau auf den Straßen. Alle Straßenverhältnisse darf man mit Gelassenheit nehmen. An dieser Stelle ist zu erwähnen, keinen Vergleich mit dem deutschen Straßensystem zu ziehen.

In Aberfeldy war dann Schluss mit Navi und allen weiteren digitalen Albernheiten. Zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht bewusst, dass wir weitere 12 km fahren durften und dafür ein dreiviertel Stunde brauchten. Wir haben am erstbesten Pub, dem „The black watch inn“ gehalten, um was zu essen und nach dem Weg zu fragen. Eine Bilderbuch-Kneipe vom Land, mit sehr gutem Essen und wieder einmal sehr freundlichen Menschen. Die Dame an der Bar sagte uns, dass sie keinen Sinn für Orientierung hat und fragte einen Stammgast. Dieser erklärte uns mit einer leichten, es war ja erst Nachmittag,  Single-Malt-Whiskey-Fahne, wo wir lang fahren sollten. Endlich sind wir in Schottland angekommen, sagten wir uns.

Unsere Gastgeber, Jason und Melanie, in Bridge of Balgie waren gerade damit beschäftigt neue Schafe auf die Weide zu lassen. Eine Rasse die es bereits seit 700 Jahren in Schottland gibt, deren Namen ich leider vergaß. Und auch sonst gab es alles an eigentümlichen Tieren auf der Farm, die man sich von hier aus nicht vorstellen kann.

Milton EanonCottage

Im Cottage nebenan lebt Melanies Mutter und wenn man möchte, plaudert sie gerne aus dem Nähkästchen. Zum Beispiel über das „Glenlyon Post Office“: Früher hieß es im Volksmund „Hatties“ und heute ist es ein wunderschön gelegener Tearoom. Für Hattie, der örtlichen Postvorsteherin, war wohl das Postgeheimnis nichts in Stein gemeißeltes. So oder so gibt es hier und jetzt die besten Kuchen und „Scones“ in ganz Schottland und einen in Schottland gerösteten Kaffee, der auch ganz vorzüglich ist.

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Rund um den Tay River und Loch Tay

Loch ist nicht gleich Loch. Denn nicht jeder See ist ein Badespaß: Einige sind Staudämme, andere sind am Ufer steil, steinig und nicht begehbar. Zum Anschauen sind alle sehr schön. Wir waren überwältigt von den Weiten in den Highlands. Auge und Hirn beruhigen sich von Stunde zu Stunde und schlagen Salti bei der gelösten Atmosphäre. Nach einem Tag kamen die Strecken uns nicht mehr so lang vor und wir fuhren mit dem Auto oder gingen zu Fuß bis es nicht mehr weiter ging. So zum Beispiel auf den Berg „Ben Lawers“ mit einer Höhe von 1214m und wir brauchten für die Wanderung circa 4,5h.

Blick nach NordenGletscher?

Oder zum „Stronuich Reservoir“ am Ende der Straße von Bridge of Balgie über Moar und Kenknock, welche auch immer das war. Man fragt sich von welchem Schlag die Menschen wohl sind, die hier wohnen.

Ein klassischer Urlaubsort ist „Killin“ und er bietet alles was das Ferien-Herz begehrt. Wir haben uns beim „Outdoor Centre“ ein Kajak ausgeliehen, sind ein wenig auf dem Loch Tay gepaddelt und haben wunderschöne Eindrücke mitgenommen. Flussaufwärts in Killin gibt es einen Wasserfall namens „Falls of Dochart“, an dem man herrlich den Stadtflair aufsaugen kann. Wir aßen im gleichnamigen Restaurant gegenüber und es war wie immer sehr fein.

WasserfallIMG_20160602_144527_panorama

Ab nach Glasgow und zurück in Zivilisation

Nie wieder wollte ich woanders sein als in Bridge of Balgie. Ich war mir sicher, dass es nur ein Leben für uns geben kann: Das Leben auf dem Land mit Hühnern, Schafen, Kühen und Bergen. Mit dieser romantischen Vorstellung verabschiedete ich mich, währenddessen mein Mann schon einen Zwischenstopp in „Oban“ an der Westküste plante. Also fuhren wir los, um uns das Meer anzuschauen.

Angekommen sahen wir ein Ort, der eher als Transfer-Station diente. Mit romantisches Fischerdörfchen hatte das hier nicht viel zu tun: Viele Backpackers, die auf nahegelegene Insel wollten, Touristen, die ein Cottage in der Umgebung hatten und Besorgungen erledigten und natürlich Besucher der Stadt wie uns. Die Flaniermeile wurde gerade erneuert und es standen überall Baufahrzeuge und Absperrung herum. Dieser Ort ist für Touristen und für Weiterreisende und dementsprechend hektisch geht es zu.

Oban-wan-Kinoban

Weiter nach Glasgow, in der Hoffnung, dass sich das Navi bald wieder fängt. Wir waren ernüchtert von Oban und waren gespannt auf Glasgow: Früher das Zentrum der Kriegsindustrie erlebte Glasgow in den 70er Jahren einen Fast-Bankrott. Darauf folgten Jahre, die am besten mit der Stimmung von Berlin in den 80er zu vergleichen sind. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ lässt Grüßen. Heute findet man noch ähnliche Zustände. In Bezirken wie dem berüchtigten „Gorbals“, wo Bandenkriege um Drogen ausgefochten werden, gibt es kaum Hoffnung auf ein besseres Leben. Womöglich ist diese Stimmung und der regelmäßige Blick in den vermeintlichen Abgrund auch der Grund dafür, dass diese Stadt so unglaublich cool ist. Ich könnte in Europa keine Stadt in den Vergleich ziehen, die genauso frisch, jung, sexy und kreativ ist wie Glasgow. Hier fühlten wir uns sofort wohl.

Sauchiehall StreetLos!

„People make Glasgow“- eine Ode

Bei Null anfangen erfordert unendlich viel Kraft und ist auch kein Garant für Erfolg. In dieser Stadt aber hat es funktioniert. Das gesamte Stadtbild erinnert durch die Anordnung der Straßen ein wenig an New York. Die Einwohner sind voller Lebensfreude, niemand läuft griesgrämig rum und alle haben ein Lächeln im Gesicht. Ihr findet ein top-gestyltes Lokal nach dem Anderen-der Kreativität wird hier kein Einhalt geboten und die Dienstleistungsbereitschaft ist enorm. Die Energie und Kraft, die von dieser Stadt ausgehen sind zutiefst belebend.

Renfrew StreetStrassenphilosophie

Glasgow hat eine der schönsten Universitäten, die ich kenne. Falls ihr könnt, schreibt euch da ein. Schon alleine ein Semester dort zu verbringen lohnt sich. Am „River Clyde“, der sich einmal durch die Stadt zieht, haben wir die modernen Museen der Stadt abgeklappert. Besonders zu erwähnen ist das von der erst kürzlich verstorbenen Zarah Hadids entworfene „Riverside Museum“. Wir sind kein einziges Mal mit dem Bus gefahren, weil das Schlendern durch die Stadt einfach so ergreifend ist und ich meine wirklich ergreifend.

Clyde RiverGasse im Zentrum

 

Po Boyeinfache Variante

Auf der Byres Road dürft ihr nicht die Hinterhofgeschäfte in der „Dowandside Lane“ verpassen. Es gibt einen kleinen unscheinbaren Eingang gegenüber von der Metro Station „Hillhead“. Hier findet ihr Comic- und Musikläden, kleine Restaurants und viel Secondhand und das alles sehr gemütlich. Dahin kann man sich nur verirren.

Hanoi RestaurantSecondhand

Wieder zurück und auf der anderen Straßenseite, rechts von der Metro „Hillhead“ in die „Ashton Lane“ rein und einige Restaurants ausprobieren. Als wir dort waren, gab es ein kleines Straßenfest mit Künstlern für groß und klein und viel lauter Livemusik.

Ashton LaneSandwiches

Weiter in Richtung Universität und dort kurz innehalten und vielleicht auch ins Unicafé gehen, um die Eindrücke von diesem unwahrscheinlich schönen Ort aufzusagen. Das findet ihr rechts auf dem Gelände vom Haupteingang der Universität aus, an der „University Avenue“.

CampusStimmung Campus

Gegenüber vom Haupteingang der Universität befindet sich das „Mackintosh House“. Für all diejenigen unter euch, die sich für Architektur und Innendesign interessieren, ein absolutes Muss.

Mackintosh HouseComic Laden auf der Eldon Road

Falls ihn nun langsam Hunger bekommt, gibt es auf dem Weg in Zentrum auf der „Eldon Street“ noch genügend tolle Lokale. Zum Beispiel das „West on the Corner“ auf der Woodland Road. Eine Bar von der „West Brewery“, die mit dem Slogan: „Glaswegian Heart and German Head“ aufspielt und nach deutschem Reinheitsgebot braut.

West on the CornerBlick von der Fußgängerbrücke

Die Woodland Road runter und auf die Fußgängerbrücke, die über die M8 und die „North Street“ führt. Wir haben uns auf der „Renfrew Street“ gehalten und das wunderschöne „Singl-end Café“ entdeckt. So lässig und stylisch kann Brot backen sein. Daneben gibt es noch einen schönen Shop für aufpolierte, alte Möbel. Also falls ihr noch Kilos im Gepäck frei habt, nur zu. Hier ist der Link: „The Glasgow Giuld„.

hausgebackenes BrotFrühstück oder Lunch

Wenn ihr weiter ins Zentrum wollt, braucht ihr immer nur geradeaus zu gehen und lauft parallel zur „Sauchiehall Street“, der Einkaufsstraße.  Hier in der Nähe gibt es auch mehrere Hotels. Wollt ihr cool, flippig und britisch, empfehlen wir euch das „CitizenM„. Gute Preise, ein Hotelkonzept 3.0 und passt zum urbanen Glasgow. Übrigens ist die schönere Einkaufsmeile die „Buchanan Street“, die im Süden am „St Enoch Square“ endet. Auf dieser Meile gibt es noch Geschäfte, die von Einzelpersonen geführt werden und den großen Klamotten-Ketten die Stirn bieten. H&M und Co. findet ihr trotzdem, aber nicht in dem Ausmaß, wie sie in anderen europäischen Großstädten auftreten.

Hinterhofaussichtultra stylisch

„The butterfly and the pig“, Ausgehen rund um den „Blythswood Square“

Sagen wir es mal so: Keine Party ist unmöglich in Glasgow – hier wird genossen, was das Zeug hält. „The butterfly and the pig“ in der „Bath Street“ versinnbildlicht dieses Lebensgefühl. An diesem Ort kommt alles zusammen, was das Stadt-Herz zu bieten hat: Live-Musik, Open-Mic, Pub-Quiz, … und gutes Essen. Wie bereits am Anfang erwähnt, hier einige „Einsteiger-Haggis-Gerichte“, an die wir uns herangetraut hatten. Es lief erstaunlich gut. Wir empfehlen euch von einer verrückt geschriebenen Karte: „Cilla black is back in black in pudding, with salad, apples, bacon contains black pudden and topped with parmesan cheese and a wee quails eggs“. Und so wurden wir Haggis-Fans.

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Das war die Vorspeise. Wir gingen weiter in Richtung Westen und fanden das „Moskito“. In der Abendsonne hatten wir die letzten zwei Plätze an der Straße bekommen. Der gesamte Außenbereich bestand aus Tischen auf dem Bordstein und weiteren Hochtischen im Souterrain. Wir aßen „Steak pie“, alias Rindfleisch-Gulasch mit Blätterteig und unsere ersten „Haggis Balls“ mit Sauerrahm-Dip. Es war köstlich und gab eine gute Grundlage für den Rest des Abends.

Steak pieIMG_20160604_185319

 

not only Guinnessguter Preis

Frühstück im Hotel braucht kein Mensch. Meistens ist es überteuert und nicht gut. Gerade wenn man in einer Stadt Urlaub macht, bekommt man recht zügig und sobald man auf die Straße geht den ersten Kaffee in die Hand gedrückt. Wir standen etwas später auf und machten uns auf die Suche nach morgendlicher Nahrung mit Geschmack und fanden das „Cafe Gandolfi“.

Cafe GandolfiDieser Slogan geht immer

Rund um den „Merchant Square“ gehts ab

Das kleine Hipster-Viertel namens „Merchant City“ ist voll mit guten und schönen Lokalen. Zentrum dieses kleinen und gemütlichen Stadtteils, sind die „City Halls“. Ihr könnt auf Konzerte des schottischen Kammerorchesters oder des schottischen BBC Symphonieorchesters gehen. Beide sind große Nummern in fulminanten Ambiente. Wir trieben uns eine Zeitlang in der Gegend herum und verträumten uns in den vielen Gassen. Als wir wieder aufwachten, machten wir eine Pause und aßen bei „Blackfriars“. Ein sau-cooles Pub mit richtig guten Typen und gutem Essen. Auf dem Rückweg ins Hotel hielten wir am „Georg Square“ und unterhielten uns mit einem jungen Barkeeper aus Norwegen, der bereits seit vier Jahren in Glasgow lebt und genauso verliebt in diese Stadt ist wie wir.

80z Ribeye SteakCheesburger mit Haggis

Byby und ab in Richtung Heimat

Ginge es nach uns, wir wären ewig geblieben. In den letzten zwei Tagen hatten wir 26 Grad und Sonne bis 22 Uhr-daheim regnete es nur. Und überhaupt und an dieser Stelle erwähnenswert: Wir hatten an 8 Tagen, acht Tage Sonnenschein und Temperaturen zwischen 19 und 26 Grad. Die Sonne geht um diese Jahreszeit gegen halb elf unter und somit saßen wir ständig draußen.

Edinburgh Flughafen

Am „Buchanan Busbahnhof“ holten wir unser Ticket für Edinburgh. Unser Flugzeug startete von dort, da es zeitlich für uns günstiger war. Wir fuhren eine Stunde, sahen im Bus voller Wehmut zurück und kamen da an, wo alles mit einem verspäteten Anflug begann.

Wer es von Euch bis hierher geschafft hat und vielleicht schon den Flug nach Schottland bucht: Bitte haltet uns auf dem Laufenden und schreibt uns fleißig von euren Erfahrungen. Wir sind gespannt, was ihr sagt!

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Praktisches

-Vor jeder Reise einen Blick beim „Auswärtem Amt“ machen, schon alleine wegen der Ausweispflicht. Für Schottland braucht ihr lediglich einen Personalausweis (Stand Juni 2016). Die Passkontrollen dauern auf jeder Seite der Grenze sehr lang. Aber wenn ihr einen neuen Ausweis habt, könnt ihr das elektronische Kontrollverfahren am Flughafen nutzen und seit etwas schneller dabei.

-Mit „Easy Jet“ darf alles extra gebucht werden (Gepäck, Sitzplatz, etc.), also last euch nicht vom Startpreis verunsichern. Das ist leider die einzige Airline die direkt auf die Insel fliegt.

-Unterkünfte sind im Verhältnis zu Schengen Staaten sehr teuer. Als Richtwert für Speisen und Getränke könnt ihr die Preise der deutschen Großstädte in Pfund heranziehen. Nach der Umrechnung in Euro dürft ihr noch ein Viertel drauf schlagen. Aber Augen auf, es gibt viele Angebote. Ich rate euch ab, bei einschlägigen Buchungsportalen zu reservieren, da diese oft überteuert sind. Lieber direkt im Hotel nach Angeboten fragen.

-Kartenzahlung mit Maestro kosten pro Zahlung 1,50€ aufwärts. Bei Kreditkarten solltet ihr euren Anbieter fragen. Also am besten Bargeld mitnehmen

-Checkt im Vorfeld, ob euer Mobilfunkanbieter euch den Empfang vor Ort kostenlos zur Verfügung stellt. Bei uns war es so.

-Wir empfehlen euch den „Lonely Planet“ als Reiseführer, „The List“ als Event-Guide für Glasgow und Edinburgh und „Heartland Buzz“ für die Highlands. Das Hochglanzmagazin ist jedoch: „Scottish Field“.

-Verkehrsregeln auf die Schnelle: 30mph in Ortschaften, 60mph auf zweispurigen Straßen und 70mph auf vierspurigen Straßen. Promillegrenze: 0,8. Die Bußgelder fürs Falschparken sind hoch (30-60 Pfund) und sollten schnell bezahlt werden. Spritpreise sind in Ordnung (ca.1,30 Pfund), wobei Diesel in Schottland teurer ist als Benzin. Obacht vor Schafen, gerade vor Jungtieren, die noch nicht wissen, wie es mit den Autos läuft.

-Zeit: Schottland liegt eine Stunde hinter der mitteleuropäischen Zeit. Es gibt Sommer-und Winterzeit wie in Deutschland.

-Wer es nicht übertreibt, kann soviel Alkohol wie nötig nach Deutschland einführen. Damit ihr keine Fragen beim Zoll beantworten müsst, empfehlen wir euch die Grenze von 10l Sprit und 110l Bier einzuhalten.

IMG_20160606_120938Impressionen

Gute Reise wünschen euch BabeundBabe!